Kölner Stadtanzeiger vom 26.8.2010

Sehr schwarz und sehr schnell

Von Christoph Seemann, 25.08.10, 13:22h

Die Black-Music-Combo Coco Roadshow liebt schrille Outfits und die 70er Jahre. Schnelle Funkrhythmen verbinden sie mit souligen Gesangspartien. Die Bühne betreten die elf Bandmitglieder nur kostümiert.

Coco Roadshow
Die Band Coco Roadshow (Bild: Seemann)
Köln - Besucht man eine der Bandproben von Coco Roadshow, denkt man schnell, man befände sich auf einem kleinen Privatkonzert. Das liegt nicht an dem Ort des Geschehens: In den kleinen, kargen Proberaum in der Südstadt passen die elf Mitglieder der Black-Music-Combo nur dicht gedrängt hinein. Es liegt eher an dem großen Enthusiasmus und der Freude, mit der die neun Jungs und zwei Mädels ihr Handwerk betreiben. Da wird mit einer Energie und guten Laune drauflosgejammt, dass das Zuschauen eine Freude ist. Alle hüpfen, springen, lachen und tanzen, während sie spielen und experimentieren. Keine Frage: Coco Raodshow sind Vollblutmusiker.

Die Band aus Köln - die Palette reicht von Profi-Musikern über Studenten bis zu Computer-Experten - nennt große Namen, wenn sie nach ihren musikalischen Einflüssen gefragt wird: Prince, George Clinton oder auch James Brown fühle man sich verpflichtet, versichern die Cocos eifrig: „Auf diese Namen können wir uns alle einigen. Der Einfluss ist klar erkennbar, einige von uns hören den Kram ja immerhin seit 25 Jahren.“ Und das merkt man: So schwarz und so sehr wie die 70er Jahre klingt selten eine deutsche Band. Schnelle Funkrhythmen werden mit souligen Gesangspartien verbunden, dazwischen sorgen immer wieder Old-School-HipHop-Passagen für Abwechslung. Musik zum Tanzen und Spaßhaben ist das. Bis sich die elf Mitglieder der multinationalen Truppe - „Bei uns ergänzen sich die Kulturen wunderbar“ - in dieser Form gefunden hatten, vergingen viele Jahre.

Gegründet wurde die Band bereits 1995, damals waren aber nur Bassist Klaus Hanke, Gitarrist Mike Frechen und Schlagzeuger Mick Wewers dabei. Auch die Musik war eine andere als heute: „Wir hatten diesen ganzen 90er Jahre Crossover-Kram drin, waren sehr stark von den Red Hot Chilli Peppers beeinflusst“, sagt Klaus. Dann kamen viele Besetzungswechsel, eine vierjährige Bandpause, ein komplett abgebrannter Proberaum und schließlich eine Neuorientierung und Rekrutierung neuer Musiker Ende 2009. Die drei Gründungsmitglieder werden mittlerweile unterstützt von den Sängern Sejat Jakupi, Markus Malcher und Trinidas Malcher. Außerdem dabei: Raphael Vang (Posaune), Yavuz Duman (Trompete), die Saxophonisten Lothar Paul und Stephie Doherty sowie Fabian Dahlem, mit 23 der „Youngster“ der Band: „Wir haben keinen Bandleader und sind total demokratisch“, meint Gründungsmitglied Klaus: „Sänger denken häufig, dass sie die Chefs sind, bei uns ist das anders. Wir sind alle zu sehr Künstler und Individualisten, um uns unterzuordnen.“

Eine klare Aufgabenverteilung gibt es aber doch. Und die besagt, dass zunächst jeder seine Hausaufgaben macht: Während die Urgesteine Klaus, Mike und Mick zu Hause an Skizzen und Gerüsten für den instrumentalen Part der Songs tüfteln, denken sich die Sänger Sejat und Malcher Texte aus. Auch die anderen Bandmitglieder experimentieren mit ihren jeweiligen Instrumenten und bringen die Ergebnisse zur Bandprobe mit, und dann wird diskutiert: „Wir sind alle mit Herzblut dabei und verliebt in die schwarze Musik“, meint Klaus, „zudem sind wir nicht nur Leute, die zusammen spielen, sondern auch alle gute Freunde geworden. Da ist es auch möglich, dem anderen es mal ehrlich zu sagen, wenn uns etwas nicht gefällt.“

Ergebnis der gemeinschaftlichen Bemühungen sind eine Reihe Songs, die meist schnell, fröhlich und sehr tanzbar sind. Dann singen die beiden Jungs und Sängerin Trinidas Textzeilen wie diese: „Don'´t belive that ferry tale, that money makes the world go round, trust yourself, enjoy yourself, soon you will know what I'm talking about“ (Ich glaube nicht an das Märchen, dass Geld die Welt regiert, glaub an dich, hab Spaß, du wirst schon bald wissen, wovon ich rede).

In einem anderen, explizit „an die Ladies“ gerichteten Lied wird, etwas gewagter, dem „Funky G-Spot“ gehuldigt. Aber es geht manchmal auch ernster zu in den Texten: „As I woke up in the morning, I thought I had just a bad dream, thought that I was old and tired, with nobody and all alone“ (Als ich morgens aufwachte, dachte ich, ich hätte nur schlecht geträumt, dachte, ich wäre alt und müde, niemand um mich herum, und ganz allein).

Normalerweise wollen die Kölner aber doch gut gelaunte Konzertbesucher haben, und deshalb wird auch eifrig im Kleiderschrank gewühlt, bevor es auf die Bühne geht: Ohne rosa Zylinder, Federboas und Riesen-Sonnenbrille fühlen sich Coco Roadshow nicht richtig angezogen: „Wir wollen nicht nur Musik, sondern auch Show machen, und eine Band in verrückten Outfits und mit tausend Accessoires ist eben viel interessanter als ein Haufen Normalos“, meint Bassist Klaus. Auch sonst lege man eine gewisse Gelassenheit an den Tag, so Klaus weiter: „Wir wollen Leute, die tanzen. Ein paar Gäste, die abgehen, sind mir lieber als hundert Musikpolizisten, die sich gepflegt unterhalten.“

Mindestens zwei Stunden wollen die Musiker pro Auftritt auf der Bühne stehen, denn erst nach 40 Minuten bekäme man „so richtig Bock“. Highlight in der Karriere der Band war bislang ein Auftritt mit Stefan-Raab-Ziehkind Stefanie Heinzmann in Duisburg. Doch auch in naher Zukunft stehen viele Gigs an, etwa am 29. August, 20.30 Uhr, im Rahmen der Nippes-Nacht im „Gasthaus im 1/4“, Holbeinstraße 35. Das Debütalbum soll im Herbst fertig sein, selbst herausgebracht. Denn ein Plattenlabel suchen die Cocos noch.
Datenschutzerklärung